Für ein neues Bewurstsein – Hausschlachten live
Hausschlachten live – aus ihrer Sicht
Ganz ehrlich, ich war ziemlich skeptisch, ob ich überhaupt bei der Schlachtung eines Schweins dabei sein möchte oder wie ich oder vielmehr mein Magen darauf reagieren würde…aber um das zu wissen, muss man da eben einfach mal durch.;-)
Also ging es los am 09.11. ab 06.00 Uhr, kurz noch mal dem Schwein in die Augen schauen und dann kam schon der Butcher…Zum Glück hatten uns Freunde vorher geraten, dass wir mit Tiger Balm unter der Nase dem Geruch besser Stand halten könnten. Vielen Dank dafür!
Tja…und drei Stunden später war da nur dieses abstrakte Schwein am Haken, das mich eher an einen Besuch an der Fleischtheke erinnerte.
Eine Tierärztin bzw. Fleischbeschauerin prüfte dann eingehend Lymphknoten, schaute sich jedes Organ genau an und führte eine Trichinenuntersuchung durch. Das Fleisch war in Ordnung und zum Glück alles vorher Erlebte nicht umsonst.;-)
Dann ging es ans Messer wetzen, Zerteilen, Schneiden, durch den Fleischwolf jagen und würzen. Kräuterschnaps und Bier durfte dabei natürlich nicht fehlen.
Die ersten Kostproben gab es mit Hackepeter und Wellfleisch zum Frühstück. Der Gefrierschrank freute sich über Rippchen, Schnitzel und Filet.
Einen Tag später konnten wir bereits die geräucherte lose Wurst, Rotwurst und Leberwurst im Darm und unsere liebevoll abgefüllten, abgekochten Gläser mit Sülze, Rotwurst, Leberwurst, Eisbein und Schlackwurst abholen.
Wir warten schon gespannt auf das nächste Wochenende, denn dann sind der Nußschinken und die 98 Bratwürste abholbereit.
Wer sich traut, sollte unbedingt bei so einem Hausschlachten dabei sein – das Bewurstsein ist danach auf jeden Fall ein anderes.
Hausschlachten live – aus seiner Sicht
#Klischeemodusan – Es gibt nichts Männlicheres, als das Essen selbst zu erlegen, mit Messer und Axt bewaffnet zu Proportionieren und es mit der richtigen Würze zu feinsten Fleischprodukten zu verarbeiten. #Klischeemodusaus
Weg vom Klischee – hin zur Realität. Das Schlachten eines Tieres ist tatsächlich nicht für Jedermann unbedingt das beflügelnde Erlebnis! Mal ehrlich, wer bekommt da nicht ein wenig einen flauen Magen, wenn klar wird, dass das Schwein, dem man vor wenigen Minuten noch in die Augen gesehen hat, gleich getötet, fachgerecht ausgenommen und dann in essbare Endprodukte überführt wird?!
Ich rede hier nicht von industrieller „Abfertigung“, ich rede hier von vollständiger (und schweißtreibender, das weiß ich jetzt) Handarbeit, ich rede von Gerüchen, die man sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kann (und möchte, glaubt mir!) und von Handgriffen, die man besser schnell wieder vergessen will. Der Weg vom Bolzenschuss bis zur Leberwurst ist kein leichter!
Dennoch, ich bin froh, dass ich als WLAN-Junkie und Tastaturjongleur auch und eben diese Erfahrung machen durfte (und glaube, dass ich tendenziell zum Wiederholungstäter werden könnte). Das sage ich auch und vor allem voller Respekt vor einzelnen landwirtschaftlichen Betrieben, die tatsächlich noch das frei laufende Schwein züchten und per Hand (und Profession) für die Versorgung ganzer Großfamilien sorgen können. Ich war völlig baff, was aus so einem Schwein alles verwertet werden kann (bei Kaisers um die Ecke heißen diese Produkte dann wahrscheinlich BIO-Filet oder Happy-Sau-Schnitzel).
SIE hat ja schon alles zum Hergang beschrieben. Ich hätte es nicht anders gemacht. Deshalb kann ich nur noch mit einer Empfehlung aufwarten. Nutzt die Herbstzeit (der Herbst ist traditionell Schlachte-Zeit) aus und nehmt Euch einmal ein Schlachtefest vor! Lauscht den Empfehlungen und Hinweisen des Schlachters und seht euch einen Schlachthof mal ganz genau an („ach dafür sind diese Haken!“). Vielleicht geht es Euch dann auch so, wie mir und ihr nehmt euch für ein Steak beim Essen doch noch etwas mehr Zeit. Genuss hat auch viel damit zu tun, welche Geschichte dabei erzählt werden kann.
Foto-Schlacht-Story