Ausführlicher Bericht vom 5. German Rum Festival
Das German Rum Festival in Berlin ist das größte dieser Art weltweit und ich kann mich leider an nichts erinnern … oder doch?
Das größte Rum Festival der Welt!
Bilder sagen ja auch mehr als Worte
Ich habe – zum Teil ziemlich verwackelte/verschwommene – Fotos auf meinem Telefon gefunden, die ich hier sowohl aus ästhetischen als auch aus rechtlichen Gründen, nicht alle zeigen kann. Jedenfalls muss dieses German Rum Festival in der Station Berlin gewesen sein, am 3. Oktober. Oder am 4. Oktober 2015. Egal.
Mehr Messe als Festival
Klar, wenn sich knapp 50 Rum-Marken in eine Fabrikhalle drängeln und trotz schöner Schilder zum größten Teil auf Messestände zum Zusammenstecken zurückgreifen, wenn mehr Vertriebler als Liebhaber/Botschafter ihrem Job nachgehen, kommt das karibische Flair etwas kurz.
Zumal man ja noch nüchtern erscheint und in einer ebenso nüchternen Vorhalle darauf hingewiesen wird, wo sich Toilette, Garderobe und Raucherraum befinden.
Meeresrauschen, Sand, Palmen, im Sonnenlicht wippen Strohröcke? Nein, Rum.
Doch wenn man sich mit der Atmosphäre arrangiert hat – was vor allem an den fünf Coints für fünf Proben liegt – ist es doch eine kleine Weltreise, auf die man sich hier begeben kann.
Auch wenn in meiner ganz persönlichen Verkostung die vertretenen Destillen aus Nordamerika, Europa, Afrika, Asien und Australien keine Berücksichtigung fanden.
Doch der Reihe nach:
- Mount Gay von den Barbados-Inseln; 1703 erstmalig erwähnt und damit der älteste Rum der Welt … gab halt nur Zucker damals. Der Rum konzentriert sich auf das wesentliche und ist weder süß, noch herb. Er möchte und muss niemandem mehr gefallen, weil er schon alles erlebt und erreicht hat. Als Familienoberhaupt des Rums sitzt er einfach in seinem Sessel und schüttelt den Kopf über seine Kinder, Kindeskinder, Neffen, Urenkel sowie die adoptierte Mischpoke aus Übersee.
- Rum Nation Barbados; dieselbe Herkunft und inhaltlich erst/schon 12 Jahre alt (und ab 70,00 EUR/die Flasche zu erwerben) … was soll ich sagen: schon mal einen Esslöffel voll Honig in Rum eingelegt? Genau so. Übrigens, das Zuckerrohr, was dort angebaut wird, dient nur der Destillerie. Süßstoffe für Tee, Kaffee und Kuchen werden importiert. Is’ günstiger.
- Ron Centenario aus Costa Rica; die Rum gewordene Vanille-Kirsche Praline. Mir ja zu süß, aber irgendwie geil!
- Delicana aus Brasilien; leider ein Totalausfall, weil eigentlich nur für Cocktails als Süßstoff geeignet. Da half es auch nichts, dass ich alle drei Sorten probieren
musstedurfte. - Sailor Jerry aus der Karibik; das sicher wildeste Kind des Rums, was schon am Holzstand, dem Vollbart inkl. Hipster-Outfit und den roten Augen der German Ambassadors zu erkennen war. Der Drink geht auf den Godfather des Tattooing zurück, der sich einfach bei den besten Destillen der Karibik bediente. Heute haben sogar die Flaschen Tattoos an der Innenseite. Eine steht jetzt bei mir zu Hause in der Bar. Hipster, ich.
- Botucal aus Venezuela; das vielseitigste Exemplar; mit jedem Schluck wird man einer neuen, dezenten Note bewusst: Vanille, Mandel, Muskat, Orange, Pflaume … und schließlich Rum. Wirklich sehr zu empfehlen.
- Gold of Mauritius (wo kommt der wohl her?); das Besondere dieses preisgekrönten Rums (Rumms!) ist die Lagerung in Portweinfässern und genauso dunkel und cremig kommt er daher, was leider ein wenig den Gaumen verschließt, aber das war vor Ort nach zweistündiger Verkostung irgendwie okay.
Wer sich jetzt über die Zahl 7+x wundert, der soll sich mal vorstellen, wie es war, als ich fünf Coints in meiner Hosentasche fand, nachdem ich eigentlich Streichhölzer für die Zigarre nach dem German Rum Festival suchte. Zu Hause. Nach dem Aufstehen.
Woher ich das alles wieder weiß?
Rum ist gut für das Langzeitgedächtnis … oder ich hab meine Notizen gefunden und diese sogar entschlüsseln können.