Bordeaux oder Burgunder oder doch ganz anders?
“Sur le pont d’avignon…”
Ob jung oder alt, jeder hat dieses französische Volksliedchen schon einmal gehört – ob im Film oder auf dem Keyboard vorprogrammiert, man kommt irgendwie nicht daran vorbei. Ich würde mich fast so weit über den französischen Balkon lehnen und behaupten, dass es ein Stück weit zum europäischen kulturellen Gedächtnis gehört.
Tanzpartner Baby, Du bist mein Tanzpartner Baby…
Mit dem Lied besingt man die Tanzfreude der Grande Nation des Weines. Die Brücke von Avignon gilt dabei als ein Mittelpunkt der Vergnügungsviertel und Jahrmärkte der gleichnamigen Stadt. Es ist eines dieser Lieder, die es ganz schnell schaffen, als Ohrwurm einen ganzen Tag auszufüllen. Doch will ich nicht auf das Lied eingehen, sondern vielmehr auf das Weinanbaugebiet, das sich im Süden in die Provence erstreckt und entlang der Rhône im Norden Berührungen mit Beaujolais und Savoyen hat.
Inmitten des riesigen Anbaugebietes Rhône
Avignon dient dabei als ein ganz großartiger Mittelpunkt für eine kleine Reise durch fantastische Traubensorten und damit auch entlang der elegantesten und edelsten Weine im Süden Frankreichs. Wer in Avignon einen Besuch der Brücke vornimmt, wird viele wundervolle Eindrücke von Land und Leuten mitnehmen aber vor allem wird eine Sache ganz sicher auffallen: überall finden sich Hinweise auf das nach der gleichnamigen Stadt benannte Weinanbaugebiet Châteauneuf-du-Pape. Die Gemeinde befindet sich zwei Kilometer von der Rhône entfernt zwischen Avignon und Orange. Das Weinanbaugebiet entfaltet sich entlang des südlichen Rhônetals.
Vielfalt der Traube
Niemand kann genau bestimmen, wie viele Trauben- bzw. Rebsorten es auf dem gesamten Globus gibt. Wissenschaftler schätzen dabei Zahlen von weit über 10.000 Sorten (Wikipedia übrigens auch 😉). Das spannende daran ist jedoch, dass die 20 berühmtesten Sorten in etwa 80 Prozent der Weinproduktion der ganzen Welt ausmachen. Noch spannender ist, dass jede Rebe ihre eigenen Geschmacks-Dimensionen entfaltet. Bei unterschiedlichem Klima und Boden kann ein und dieselbe Rebsorte bereits enorme unterschiedliche geschmackliche Nuancen entwickeln.
Eine Rebe, viele Namen
Der Châteauneuf-du-Pape gehört zuweilen zu den großen Rotweinen Frankreichs. Für seine Herstellung können bis zu dreizehn verschiedene Rebsorten verwendet werden, bei Mitbestimmung der Unterrebsorten kommt man sogar auf bis zu 22 Rebsorten. Zur Basissorte des Châteauneuf-du-Pape gehört die Grenache, welche die vierthäufigst angebaute Rebsorte der Welt ist, “…mit einer Rebfläche von mindestens 240.000 Hektar” (Wikipedia) und in Frankreich den Namen Grenache Noire trägt. In Spaninen nennt man sie Garnache, Garnaxta in Katalonien und Cannonau wird sie auf Sardinien genannt.
Der Châteauneuf-du-Pape kann bereits als recht junger Wein genossen werden. Dennoch sind die Weine in der Regel mehrere Jahre lagerfähig, bei guten Jahrgängen können sie sogar über mehrere Jahrzehnte hinweg reifen. Dabei ist im Gaumen alles dabei, von Honig bis beerig. Der perfekte Wein zum genießen oder zu einem leckeren Rindersteak. Also nicht immer den Griff Richtung Bordeaux oder Burgunder machen, französische Weine können einiges mehr. Wir haben uns vor Ort davon überzeugt 😉
Bier auf Wein, das lass nicht sein!
Wer übrigens die Zeit mitbringt und einen Ausflug auf die Insel Korsika macht, kann sich davon überzeugen, dass auch Franzosen durchaus in der Lage sind Biere zu brauen. Zwar konzentrieren sich die wesentlichen Brauereien eher im Norden und im Elsass, doch wenn wir schon im Süden sind…
Das Pietra wird als typisch korsisches Bier gehandelt. Spannend daran ist tatsächlich der Begriff ‘typisch’, denn dieses Bier wird erst seit 1995 gebraut. Der Braumeister hat es sich damals zum Ziel gesetzt unabhängig vom Festland zu brauen und DAS “Nationalbier” herzustellen. Unterdessen ist es tatsächlich recht etabliert und nahezu überall erhältlich. Auch in heimischen, deutschen Bierspezialitäten-Läden kann man sich daran gütlich tun, wirbt zum Beispiel der Biershop Hamburg mit dem sogenannten “Pietra Maronenbier”. (Hinweis: das ist keine Werbung, sondern schlicht das Ergebnis einer kurzen Recherche ob der Verfügbarkeiten in Deutschland.)
Ich würde gern wissen, was sind eure favorisierten Getränke aus der Provence? Wir freuen uns auf eure Kommentare.